Dienstag, 8. April 2014

Heiko sagt am Mikro "Ihr seid noch zu laut" und gibt den Einpeitscher, während ihm einer von hinten an die Schulter tippt, um ihm zuzuflüstern, dass er über das Mikro verstärkt viel zu laut sei. 
"Das sind ja mindestens 110 Dezibel", sagt er Heiko vorwurfsvoll, sagt er mir dahinter und überhaupt allen in seiner Reichweite.
Mitten in einer Kneipe zu lesen ist keine leichte Übung. Erschwert wird es, wenn sie auch währenddessen gut besucht wird von Menschen, die von keiner Veranstaltung wissen und sich am Vorlesenden vorbeidrängeln, um am Tresen laut zu fragen, alle in Reichweite, was denn hier los wäre. Und man muss selbst laut sein, Kneipentexte auswählen, schnell, kurz, knackig sein, am Besten mit Dialogen, sich selbst amüsierwillig geben, mal ankumpeln, mal poltern, jedenfalls alles tun, um den Texten in diesem Gewusel Gehör zu verschaffen. Es gelingt uns zuverlässig, das Eschenbräu ist nicht umsonst unser liebster Braukeller. Kraftverluste auf dem Weg durch den Abend können durch Bier, Brezeln und Flammkuchen ausgeglichen werden.
Viele bekannte Gesichter, Stammbesucher, Kiezgestalten, Nachbarn, Studenten. Gleichfalls viele Unbekannte, bevor sie dann irgendwann zu Bekannten werden.